Mittwoch, 2. Januar 2008

DEM HIMMEL AM NÄCHSTEN - Ein Besuch im neuen Superteleskop auf La Palma

Auf Teneriffa begann esSchon 1856 erkannte der britische Astronom Piazzi Smyth die Vorteile der klaren Bedingungen des Teide zur Sternenobservation, die er bis auf 3.250 Höhenmeter erkundete. 1910 beobachtete der Franzose Jean Mascart den Vorbeiflug des Halleyschen Kometen auf den Cañadas – und war begeistert. 1959 verfolgten zahlreiche Astronomen eine Sonnenfinsternis von hier aus und beschlossen, unter der Leitung der Universität von La Laguna, auf dem Izaña das Teideobservatorium zu bauen. Im Jahre 1964 stand dann das erste Teleskop, und seither kamen weitere hinzu, gebaut und unterstützt von vielen europäischen Instituten. Heute arbeiten neun Teleskope auf dem Izaña.
Wechsel nach La PalmaAnfang der 80er Jahre fand man für nächtliche Beobachtungen auf La Palma bessere Bedingungen, da auf Teneriffa die „Lichtverschmutzung“, d.h. das Streulicht durch Beleuchtung und Verkehr, stark zugenommen hatte. So wurden einige Teleskope demontiert, modernisiert und auf dem „Roque de los Muchachos“, dem höchsten Punkt der Insel La Palma, wieder aufgebaut. Ein besonderes Gesetz sorgt auf der Insel dafür, dass mit dem Licht sparsam umgegangen wird und dass Straßenlampen nur nach unten strahlen. So entstanden bis heute zwölf Observatorien auf der grünen Nachbarinsel, während man sich auf Teneriffa schwerpunktmäßig der Sonnenforschung widmet. Seit 1985 werden beide Forschungsplätze unter der Leitung des „Instituto de Astrofísica de Canarias“ (IAC) verwaltet, das mit Forschern aus aller Welt zusammenarbeitet.
Ehrgeizige Pläne1987 wurde auf La Palma das „William Herrschel-Teleskop“ eingeweiht. Das englisch-holländische Instrument war mit seinem 4,20-Meter-Spiegel lange Zeit das größte Europas. Doch das IAC hatte größere Pläne: ein 8-Meter-Parabolspiegel sollte mit den Engländern zusammen gebaut werden. Als 1990 England aus dem Projekt ausstieg, weil man sich für ein US-Projekt entschieden hatte, lagen die Pläne erst einmal auf Eis. Das IAC beschloß, dass Spanien es auch alleine schaffen muss. 1996 stand dann endlich die Finanzierung: Madrid und die Kanaren übernahmen jeweils die Hälfte der Kosten, die bis zur Fertigstellung ca. 140 Millionen € betragen werden. Im Jahre 2001 kamen die Universitäten von Florida und Mexiko mit ins Boot, mit jeweils 5%-Kostenbeteiligung. Dafür stehen ihnen später die entsprechenden Nutzungszeiten zu.Neue Technik: SegmentspiegelInzwischen hatten die Amerikaner mit ihren beiden „Keck“-Teleskopen auf Hawaii vorgemacht, dass man statt eines großen Spiegels auch mehrere kleine verwenden kann. Das spart Gewicht und Kosten. Dazu eine Anmerkung: Wir sprechen hier über optische Teleskope, die sichtbares Licht und Infrarot beobachten. Radioteleskope sind wegen der größeren Wellenlängen der Radiowellen um ein Vielfaches größer, ja, sie können sich aus Gruppen („arrays“) kleinerer Teleskope zusammensetzen und so Durchmesser von Kilometern erreichen. Dafür brauchen sie keine Spiegel, sondern Metallgitter zur Reflexion. Optische Spiegel hingegen erfordern höchste Sauberkeit und Präzision. Da sich jedes Trägermaterial bei Temperaturschwankungen verformt und die Bilder damit unscharf werden, verwendet man verspiegelte Spezialkeramik als Reflektoren, deren Verformung minimal ist. Ein 8-Meter-Keramikspiegel ist ein tonnenschweres Monstrum, das vertikal und horizontal geschwenkt werden muss. Das neue Konzept des GTC ersetzt diesen durch 36 sechseckige Einzelspiegel, die gemeinsam eine Fläche bilden. Mit 10,4 m Durchmesser ist das GTC 40 cm größer als seine Vorbilder auf Hawaii und damit das derzeit größte optische Teleskop der Welt.
Quelle: Radio Megawelle